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1. Staats- und Bürgerkunde - S. 309

1910 - Wittenberg : Herrosé
— 309 Deutsche Reich der Erwerb eigener Kolonien verhindert, seine wirtschaftliche Entwicklung gefährdet und der Erwerb von Reichtum und wirtschaftlicher Blüte in jenen andern Ländern begünstigt. Die hanseatischen Städte vermochten ihre alte Geltung zur See nicht zu behaupten; denn es gab keine deutsche Reichskriegsflagge, die ihren Wünschen auf Teilnahme am Kolonialhandel Rachdruck verschaffen konnte. So bestand ihr Handel als ein Überrest aus großen Zeiten zwar noch fort, er war indes nur sehr geringfügig. Zag und vorsichtig mußten sich der Hamburger und Bremer- Kaufmann, mit dem Hute in der Hand, durch die Länder hindurch- drücken. Nur durch die Eifersucht der einzelnen Mächte gegen- einander, durch die Geschicklichkeit, mit der man sich bald diesem, bald jenem Fremden als Schutzbefohlener unterordnete, blieb man am Leben. Im Kriege schließlich nahm bald dieses, bald jenes Land willkürlich die hanseatischen Schiffe als gute Beute fort. Auch noch im 19. Jahrhundert trat im Hafen von Hamburg die eigene Flagge weit zurück hinter den Flaggen der fremden Mächte, vor allem Englands. Im Jahre 1836 kamen von 640 000 r, die im Hamburger Hafen verkehrten, auf die Hamburger- Flagge 80 000 k oder etwa 12°/0, auf alle deutschen Flaggen zusammen rund 160000 r oder 25°/0, während die Engländer allein über 280 000 t oder 44 °/0 verfügten. Dabei arbeiteten die Hanseaten vielfach mit fremdem Gelde oder gar für fremde Rechnung. Selbst der mächtigste deutsche Staat, Preußen, mußte es sich nach den Befreiungskriegen gefallen lassen, daß er durch die nord- afrikanischen Seeräuber vom Mittelmeerhandel und vom Handel nach Südamerika ausgeschlossen blieb. Preußen konnte nicht zur Abschließung von Verträgen mit jenen Raubstaaten gelangen und mußte, als England die angerufene Hilfe versagte, bei Schweden um Flaggenschutz nachsuchen. Roch am 28. Januar 1842 wandte sich der preußische Gesandte Bunsen im Auftrage des Staats- ministeriums abermals um Hilfe an England, als man sich durch die Entsendung marokkanischer Kreuzer bedroht meinte; und wieder- erhielt man von hier eine hochfahrende, kühle Abweisung. Eine Änderung brachte das mächtige Aufblühen des Deutschen Reiches infolge der siegreichen Kriege von 1866 und 1870/71; erst dadurch konnte man zu einer Kraftentfaltung auf den ver- schiedenen Gebieten gelangen. War das Fehlen des Seeverkehrs eine der für Deutschland verhängnisvollsten Folgen seiner früheren ungünstigen, politischen Zustände gewesen, so mußte jetzt der ^Auf- schwung hier vor allem beginnen. Daher entwickelte sich der deutsche ^Außenhandel gerade in der Richtung nach der See zu seit Anfang der siebziger Jahre in hervorragendem Maße und hob sich in Hamburg um 110 °/0. Zugleich gewann er zusehends an Selbständigkeit, indem er sich vom Zwischenhandel frei inachte und die Waren überseeischer Herkunft durch direkte Zufuhren heranzog. Die Zufuhren von Großbritannien urtb Irland nach

2. Staats- und Bürgerkunde - S. 447

1910 - Wittenberg : Herrosé
447 Die „Wacht am Rhein" hatte in den heißen Sommertagen von 1870 die französische Grenze überschritten. Vor Frankreichs starker Flotte mußte unsere Marine eine Seeschlacht zu vermeiden suchen und sich auf die Verteidigung der Küsten und Häfen be- schränken. Zu ihrem Leidwesen konnten die Franzosen ihren Plan. ein Heer an der deutschen Küste zu landen, nicht ausführen. Aber die deutsche Marine sollte nicht untätig dem gewaltigen Ringen zuschauen. Fern vom heimatlichen Kriegsschauplatz, im Hafen von Havanna lag das deutsche Kanonenboot „Meteor", zu welchem sich der schnellere und größere französische Aviso „Bouvet" gesellte, der am 8. November den neutralen, spanischen Hafen ver- ließ. Nach den Bestimmungen des Völkerrechts durfte ihm unser „Meteor" erst nach 24 Stunden folgen. Nach Ablauf der Frist stach auch er in See, um den Gegner zu suchen und anzugreifen. Bald rollte der Donner der Geschütze über die Meereswogen: der Zwischenraum verringerte sich schließlich auf 200 m. Da ging „Bouvet" unter Volldampf auf das preußische Kanonenboot los. um es mit dem scharfen Rammsporn in den Grund zu bohren. Aber sofort erkennt man dort die große Gefahr und weiß durch ge- schicktes Manövrieren die Absicht des Feindes wenigstens teilweise zu vereiteln. Ein Zusammenstoß, der unserem Schiffe argen Schaden zufügt, ist unvermeidlich. Der Groß- und Vesanmast gehen über Bord. Da trifft eine wohlgezielte preußische Granate den Kessel des „Bouvet" und macht ihn kampfunfähig. Jetzt ist der Augenblick der Revanche für unseren „Meteor" gekommen, doch seine Schraube wird durch überhängendes Tauwerk unklar, und die Maschinen müssen stoppen. Auf dem Franzosen arbeitet man mit fieberhafter Haft: Segel werden gesetzt, um gen Havanna zu entfliehen. Kaum hat „Meteor" die Verfolgung wieder aufge- nommen, als von spanischer Seite ein Signalschuß erdröhnt, der den Kämpfern bedeutet: die neutrale Zone ist überschritten, alle Feindseligkeiten sind einzustellen. — Bald lagen die beiden Schiffe wieder im Hafen von Havanna nebeneinander, wie es vor 24 Stun- den der Fall gewesen war. Im Dezember 1870 erschien die deutsche Korvette „Augusta" im Hafen von Bordeaux und kaperte drei feindliche Schiffe, zwei Segler und einen Dampfer. Letzterer wurde verbrannt, die beiden Segelschiffe aber als wertvolle Prisen nach Deutschland geschickt. Ungeheure Aufregung rief dieser kecke Streich in Frankreich her- vor. Sechs Panzer wurden ausgesandt zur Bestrafung der „Augusta", die aber inzwischen im spanischen Hafen Vigo einen Unterschlupf gefunden hatte und hier den Friedensschluß erwartete. Die aus dem Gefecht von Jasmund rühmlichst bekannte „Nymphe" befand sich bei Ausbruch der Feindseligkeiten in Dan- zig. Als sich französische Panzer in der Danziger Bucht vor Anker legten, ließ der Kommandant der „Nymphe" die Hafensperre von Neufahrwasser beseitigen und ging im Schatten der Küste gegen die Feinde vor. zwei Breitseiten auf sie abfeuernd. Dann eilte

3. Staats- und Bürgerkunde - S. 420

1910 - Wittenberg : Herrosé
420 Heere zu schlagen und zu vernichten. Das wäre richtig, wenn das Meer für uns lediglich eine Grenze bildete, die uns von anderen Staaten abschließt. Es ist aber nicht nur das. sondern vielmehr eine Verbindung, und das Verbindungsmittel bildet die deutsche Schiffahrt. Schon vor vielen hundert Jahren wurden einzelne Städte, die an der Küste oder an Flußmündungen lagen, wie hauptsäch- lich Hamburg. Bremen und Lübeck, durch die Schiffahrt und den durch sie vermittelten Handel nach allen Ländern der Erde reich und blühend. Sie gingen unter, ihr Handel und ihre Blüte nahmen ab, und ihre Macht verschwand, nachdem andere Staaten, wie England und Holland, durch ihre Kriegsflotten das Meer be- herrschten und zugunsten ihres eigenen Handels den unseren unter- drückten. Damals hatte man keine Seefestungen, keine Minen und Torpedos, aber auch sie würden unsere Schiffahrt nicht haben schützen können, weil das freie Meer ihr genommen war. Sehen wir weiter, wie in dem Kriege, den im Jahre 1864 Preußen gegen Dänemark siegreich führte, so treffen wir auf die überraschende Er- scheinung. daß das kleine und schwache Dänemark mit seiner Flotte alle preußischen Häfen von hoher See aus einfach sperrte. Es konnten weder aus der Elbe. noch aus der Weser Handelsschiffe auslaufen, weil dänische Kriegsschiffe davor lagen und sie gefangen genommen oder vernichtet hätten. Die preußische Flotte war damals so schwach, daß sie nicht daran denken konnte, den Kampf aufzunehmen. Immerhin konnte der Krieg siegreich zu Ende ge- führt werden, weil die preußischen Armeen imstande waren, die dänische Macht zu Lande zu brechen. Es kam das Jahr 1870, und die französischen Flotten lagen vor unseren Häfen, ohne daß unsere schwachen Geschwader ihnen wirksam hätten entgegentreten können. Auch hier war es die Armee, welche die Macht Frankreichs so schnell zertrümmerte, daß die französische Flotte nicht wagte, unseren Küstenstädten Schaden zuzufügen. Der Seehandel Deutsch- lands war damals noch gering, und das Land konnte sich aus sich selbst ernähren, es hatte nicht nötig, daß zur Ernährung der Be- völkerung Güter über See in die deutschen Häfen eingeführt wur- den. Nach 1870 und der Gründung des geeinten Reiches nahm nun nicht nur Handel und Schiffahrt einen ganz gewaltigen Auf- schwung, sondern auch die Industrie, und die Bevölkerung wuchs von Jahr zu Jahr sehr stark an. Das kam nicht nur davon, daß Tausende, welche früher jährlich wegen der schlechten Verhältnisse im Lande ausgewandert waren, jetzt zu Hause blieben, sondern daß man überhaupt wohlhabender wurde und infolgedessen Ehe- schließungen und Kinderreichtum sich vermehrten. Jetzt wächst die Bevölkerungszahl in Deutschland jährlich um 800 000 Köpfe. Man bedenke, was das besagen will. Der Aufschwung der Industrie auf allen Gebieten hatte aber nicht nur die gute Folge, daß viele Leute Arbeit fanden und finden, die es früher nicht konnten, son- dern daß auch Deutschland nicht mehr ein beinahe reiner Acker- bauftaat blieb wie früher, sondern ein Ackerbau- und Industrie-

4. Staats- und Bürgerkunde - S. 472

1910 - Wittenberg : Herrosé
472 Ventrich, so ist es ganz in der Ordnung, dag du zu deren Unter- haltung ebenfalls beitragen mutzt. Übrigens sind die Steuern in Preutzen überhaupt viel niedriger als in anderen Ländern, z. V. in Frankreich." Jetzt gab Wiebach dem Gespräche eine andere Wendung, da er daran dachte, weshalb der junge Bauer ihn aufgesucht hatte. „Deine Einberufung patzt dir gewitz sehr schlecht. Wer soll denn bei euch zu Hause deine Arbeit tun? Ich kann überhaupt nicht einsehen, weshalb die vielen militärischen Übungen erforderlich sind: sie verursachen nur unnütze Geldausgaben." „Sie scheinen mir aber ganz unentbehrlich zu sein," bemerkte Karl Reif gelassen: „denn im Falle eines Krieges reichen die Soldaten, die gerade ihrer Militärpflicht genügen, das find zwei oder drei Jahrgänge, bei weitem nicht aus, und es müssen auch die Reservisten und Land- wehrleute zu den Waffen gerufen werden. Diese würden aber alles Erlernte vergessen und dann im Kriege wenig brauchbar sein, wenn sie nicht von Zeit zu Zeit wieder in den bunten Rock gesteckt würden." „Wir leben aber doch mitten im Frieden, und einen Krieg sollten wir überhaupt nicht mehr führen. Die Kriege bringen un- säglich viel Jammer und Elend und sind gegen die christliche Lehre: sie mützten gänzlich verboten werden." „Das ist leicht gesagt, aber schwer ausgeführt!" bemerkte Karl Reif, „wer besitzt denn die Macht, die Kriege zu verbieten, und vor allem, wie will man ein Volk, das den Frieden nicht will, zwingen, mit uns in Frieden zu leben? Doch nur durch Gewalt, also durch einen Krieg." Er wollte noch weiter reden, wurde aber von Anna Wiebach unterbrochen, die aus dem Schlafzimmer in die Wohnstube zurück- kehrte, das Geld von der Fensterbank nahm und in ihr Porte- monnaie steckte. Im Begriff, fortzugehen, wandte sie sich an ihren Vater: „Soll ich unterwegs beim Fleischer vorgehen und zu morgen Rindfleisch bestellen?" Sie erhielt aber nur ein barsches Rein zur Antwort, und als sie zur Tür schritt, hörte sie noch, wie der Vater mit verdrießlichem Tone sagte: „Das Fleischessen werden wir uns im Hause noch ganz abgewöhnen müssen, damit die Herren Soldaten, deren Zahl, wie ich in der Zeitung gelesen habe, wieder vermehrt werden soll, ernährt werden können. Im letzten Manöver sind so viel Patronen unnütz verschossen worden, datz von dem in die Luft gejagten Gelde zahlreiche Familien ihren ganzen Lebensunterhalt ein volles Jahr hindurch Hütten bestreiten können. Da braucht man sich nicht zu wundern, datz die Steuern immer höher werden." „Da möchte ich doch an das Gespräch erinnern," bemerkte Reif, „das vor vierzehn Tagen beim Gastwirt Büttner geführt wurde, als wir dort nach der Beerdigung des Tischlers Meier, der den Feldzug 1870/71 mitgemacht hatte, eingekehrt waren. Alle seine Feldzugskameraden waren der Ansicht, datz die Franzosen sehr- schlimm bei uns gehaust haben würden, wenn man sie damals ins Land hineingelassen hätte. Das Fleischessen hätten wir uns gewitz

5. Staats- und Bürgerkunde - S. 400

1910 - Wittenberg : Herrosé
400 H. Die Wehrpflicht (Heer und Marine). 153. Ist die Armee überflüssig? Ist die Armee nicht überflüssig? Leben wir nicht schon in einem fast 40jährigen Frieden? Zerstreuen sich nicht immer wieder die Gewitterwolken, wenn sie sich drohend am politischen Gesichts- kreise zusammengezogen haben? Wohl ist es wahr, daß unser Allerhöchster Kriegsherr im Ver- ein mit unseren Verbündeten treue Wache gehalten und den Frieden erhalten har, aber er hätte es doch nicht gekonnt, wenn nicht sein ruhmreiches, tatkräftiges Heer hinter ihm stände. Ohne Heer wäre unsere äußere Politik kraftlos, denn wer nicht imstande ist. seinem Wort durch das Volk in Waffen den nötigen Nachdruck zu geben, der bleibt ungehört, und er Hütte besser daran getan, zu schweigen. Ohne Heer wäre der Weg zu uns frei, die Bahn offen, und es würde wahrlich nicht lange dauern, dann erschienen un- gebetene Gäste, um sich in unserem geliebten Vaterlande zu Herren zu machen. Es gibt keinen ewigen Frieden, solange wir Menschen eben Menschen sind mit allen unseren menschlichen Fehlern. Wenn zwei Menschen das gleiche Ziel verfolgen, so werden sie Freunde, wenn sie es vereint schneller und sicherer erreichen, aber sie werden Feinde, wenn einer dein anderen dabei im Wege steht. So sehen wir im Leben. daß zwei Kaufleute, die dasselbe Geschäft haben, sich miteinander verbinden, aber wir sehen auch, daß sie sich ver- feinden und mit allen Mitteln des Wettbewerbs einander be- kämpfen. Wie es im Leben der einzelnen Menschen zugeht, so ist es auch in den Gemeinden, im ganzen Volkes und wie einzelne Menschen in inniger Freundschaft, in Liebe und Eintracht miteinander leben, während andere sich in Feindschaft miteinander befehden, so ver- bindet hier eine herzliche Zuneigung zwei verschiedene Völker, während dort Mißtrauen, Neid und Eifersucht zwei andere trennen. Wir selbst sind friedliebend und gönnen jedem fremden Volke seine Entwicklung und seine Fortschritte, aber leider denken an- dere Völker nicht so. Frankreich trägt sich noch immer mit Rache- gedanken für 1870/71: England mißgönnt uns den Aufschwung unserer Industrie und unseres Handels, weil es den Wettbewerb fürchtet. Was unsere Gegner abhält, über uns herzufallen, ist nur unser Heer. Das Heer ist also nicht überflüssig: wir bedürfen seiner heute wie bisher und haben alle Ursache, es stark und kampfesfreudig zu erhalten. Die Lage unseres deutschen Vaterlandes im Herzen Europas, die offenen Grenzen nach Osten und Westen zwingen uns zu den größten militärischen Anstrengungen. Die fehlenden natürlichen Mauern müssen durch die lebendigen Schutzwälle starker Armeen

6. Staats- und Bürgerkunde - S. 401

1910 - Wittenberg : Herrosé
401 ersetzt werden. Ringsum sind wir voll starken Staaten einge- schlossen und iir viel höherein Grade der Gefahr ausgesetzt, in kriegerische Verwicklungen zu geraten als irgendein anderes Volk Europas. Unser deutsches Volk hat mit allen Nachbarn Kämpfe auszufechten gehabt. Wir gerieten aber auch oft in Mitleiden- schaft, wenn andere Völker sich schlugen. Deutschland ist infolge seiner zentralen Lage und seiner offenen Grenzen durch Jahr- hunderte hindurch der Kriegsschauplatz für ganz Europa gewesen. Kein Land hat so viele Schlachtörter als unser Vaterland. „Im weiten Umkreis Europas g-bt es kein Volk, von den Spaniern bis zu den Mongolen, von den Finnen bis zu den Mauren, das sich nicht auf deutschem Boden geschlagen hätte." Fast alle großen Kriege: der Dreißigjährige, der Siebenjährige Krieg, die Raub- kriege Ludwig Xiv., die Napoleonischen Kriege, sind ganz oder zum Teil in Deutschland ausgefochten worden. Man hat daher Deutschland auch „das Schlachtfeld Europas" genannt. Durch diese Kriege ist der Wohlstand Deutschlands sehr arg geschädigt worden. Also: Deutschland muß unter allen Umständen militärisch stark und den Nachbarn gewachsen sein. Unsere geographische Lage be- wahrt uns vor Erschlaffung, macht uns wachsam und zwingt uns zu den größten Kraftanstrengungen. Bismarck sagte einmal mit Recht: „Gott hat üns in die Lage versetzt, in der wir durch unsere Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Versumpfung und Trägheit zu geraten. Die französisch-russische Pression, in die wir genommen werden, zwingt uns zum Zusammenhalten und wird unsere Zusammenhangskraft auch durch Zusammendrücken erheblich steigern, so daß wir in dieselbe Lage der Unzerreißbarkeit kommen, die fast allen anderen Nationen eigentümlich ist. und die uns bis jetzt noch fehlt." Für unser deutsches Vaterland liegt in seiner mittleren, nach- barreichen Lage sowohl Schwäche als auch Kraft. Deutschland b e st e h t nur. wenn e s st a r k i st, ein schwacher Staat würde dem konzentrischen Drucke erliegen. Und Deutschland kann die Vorteile der zentralen Lage nur nützen, wenn es stark ist. Daher braucht Deutschland ein starkes, schlagfertiges Heer, jederzeit bereit und stark genug, unberechtigte Eingriffe in deutsche Wirtschasts- und Herrschaftsgebiete mit Nachdruck zurückzuweisen. Darunst ist unsere Armee nicht nur nicht überflüssig, wie eine Partei immer behauptet, sondern sie ist eine bittere Notwendig- keit zur Erhaltung des Bestandes, des Wohlstandes und des Glückes unseres geliebten Vaterlandes. Nach Verschiedene». 154. Die Wehrpflicht. „Oh. welche Lust. Soldat zu sein", heißt es in einem fröh- lichen Liede. Die Waffenfreudigkeit steckt unserem germanischen Volke im Blute. Die Liebe zum Schwerte ist uns von den alten Bodesohn, Sinais- imd Biirgcrlmndc. 26

7. Kleine Staatskunde - S. 16

1902 - Leipzig : Voigtländer
16 jeder Staat gehört meist mehreren von ihnen an, und daher kreuzen sich ost die Interessen in demselben Staate, was zu inneren Zwistigkeiten, Parteiungen und Kämpfen führt. 2. Die Geschichte lehrt ferner, daß der Fortschritt der Kultur durch freundliche und feindliche Berührung der Völker, durch Handel und Verkehr sowohl als besonders durch Kriege, gefördert wird. Der Kamps ums Dasein, für den ein- zelnen Menschen natürlich, nötig und nützlich, ist auch für die Völker und Staaten ein notwendiger Hebel zu ihrer höheren Entwicklung. Die Kriege lassen sich einteilen in äußere und innere oder Bürgerkriege. Die Bürgerkriege entstehen durch Partei- kämpfe innerhalb eines Staates: in Rom zwischen Marius und Sulla, zwischen Cäsar und Pompejus; im römischen Reiche zwischen den Gegenkaisern, in den südamerikanischen Republiken zwischen den Parteien. Die äußeren Kriege werden durch verschiedene Ur- sachen hervorgerufen; folgende besonders sind wichtig geworden: a) Eroberungs- und Raubsucht: Hunnen, Mongolen; Alexander d. Gr., Ludwig Xiv., Napoleon I. b) Neid und Mißgunst: der peloponnesische Krieg, der dritte pnnische Krieg, Frankreich 1870. e) F r e i h e i t s l i e b e: die Freiheitskriege der alten Griechen, der Schweizer, der Nord-Amerikaner, der Deutschen. ck) Notwehr: Rom beim 2. punischen Kriege, Preußen 1756, Deutschland 1870. e) Streben nach natürlichen Grenzen, besonders nach Besitz am Weltmeer: Brandenburgs Kämpfe um Pommern, Preußens Kriege um Schlesien, Rußlands um die Ostsee und das Schwarze Meer. t) Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichts: Ludwig Xiv. gegen Österreich, England im spanischen Erb- folgekrieg. g) Herstellung nationaler Einheit: Italien 1859, Deutschland 1866. b) Erbfolge und dynastische Zwecke: der polnische, der österreichische, der bayerische Erbfolgekrieg. i) religiöse fragen: die Kreuzzüge, der dreißigjährige Krieg. Manche Kriege haben hervorragende Bedeutung für die Ausbreitung der Kultur, z.b. die Züge Alexanders d.gr., die Eroberungskriege der Römer, die Römerzüge der Kaiser, die Kreuzzüge, und eben'o sind auch einzelne Schlachten von weltgeschichtlicher Bedeutung: Marathon, Salamis,

8. Kleine Staatskunde - S. 19

1902 - Leipzig : Voigtländer
19 Regierung und zugleich die Rechte und Freiheiten der Bürger feststellen: die magna Charta in England, die goldene Bulle, die preußische und die Verfassung des Deutschen Reiches. 3. Nach der Art ihres Rechts gründ es ist die Mon- archie: a) Erb Monarchie, wie in allen Monarchieen der Gegen- wart; h) Wahlmonarchie, wie im alten Deutschen Reiche (be- sonders seit dem Interregnum) und in Polen; e) Gewaltherrschaft (Tyrannis, Militärmon - archie), wenn der Herrscher durch Gewalt (Usurpation) aus den Thron gelangt ist, wie Pisistratus und Poly- krates, Cäsar und die römischen Imperatoren, Cromwell und die beiden Napoleons. In den meisten Erbmonarchieen herrscht männliche Erb- folge (das salische Gesetz), in einigen (England, Spanien, Hol- land) kann auch die weibliche Linie zur Herrschaft gelangen. Auch nach Abstammung, Dauer und Ansehen ist die Monarchie in den einzelnen Ländern verschieden. Auf eigenem Rechte fußend, angestammt und in vielhundert- jühriger, ruhmreicher Geschichte eingewurzelt ist sie in Preußen und Deutschland, Österreich-Ungarn,Rußland,Frank- reich bis 1789, dagegen aus fremden Ländern durch Wahl des Volkes eingeführt und daher fast nur äußerer Zierat in England, Belgien, Griechenland, Spanien, Italien. In den zuletzt genannten Ländern hat sich die Volksvertretung (Parla- ment) weitgehende Rechte, namentlich in Bezug auf die Er- nennung der Minister und Beamten, vorbehalten, man sagt daher von ihnen, sie werden parlamentarisch regiert. 4. Als Arten der Republik hat die Geschichte hervor- gebracht: a) die Aristokratie (Adelsherrschaft), wo die Zahl der herrschenden Personen gering ist und zugleich die Reichen und Vornehmen umfaßt (und zwar lassen sich unter- scheiden die Geburts-, die Ämter- und die Geldaristo- kratie): die alte athenische, hie alte spartanische, die alte römische Republik, Venedig und noch heute Hamburg, Lübeck und Bremen; b) dieoligarchie (Sippenherrschaft), wo die wenigen re- gierenden Familien nur ihren' persönlichen Vorteil ver- folgen: die dreißig Tyrannen in Athen; c) die Demokratie (Volksherrschast), wo alle oder doch die Mehrzahl der Bürger an der Regierung des Staates beteiligt sind: die spätere athenische und römische Republik; 2*

9. Kleine Staatskunde - S. 14

1902 - Leipzig : Voigtländer
14 Menschheit, zeigt uns gleichfalls nur die Geschichte: die Thaten des Kodrus und des Leónidas, des Decius Mus und des Regu- lus, Arnold Winkelrieds und Andreas Hofers, des Pioniers Klinke und der Tapferen vom 61. Regiment, die Begeisterung und Hingabe ganzer Völker, wie der Griechen in den Perser- kriegen, der Römer in den punischen Kriegen, der Preußen in dem 7jährigen Kriege und in den Freiheitskriegen, der Deutschen in dem deutsch-französischen Kriege 1870/71 , der opferfreudige Märtyrertod von Männern wie Jeremias, Sokrates, Christus, Bonifatius, solche Heldenthaten werden immer im Gedächtnis der Menschen leben und gefeiert werden. Und wie lehrreich end- lich ist z. B. für uns Deutsche die Betrachtung unserer eigenen Geschichte! Die Kenntnis unserer Untugenden und Laster (z.b. der Trunksucht, der Uneinigkeit, der Kleinlichkeit, der Vorliebe für alles Fremde) soll uns vor ihnen warnen, die Folgen der Zerrissenheit des alten Reiches sollen uns den Wert eines starken, straffen, einheitlichen Regiments schätzen lehren, die Blüte der Hansa uns zeigen, daß die Deutschen auch auf der See und im Weltverkehr eine hervorragende Stellung einnehmen können, wenn sie nur wollen! § 4. Die Lebensbedingungen der Staaten. 1. Aus der Geschichte ersehen wir, daß die Staaten sich nach Ausdehnung, Macht, Lage, Erwerb der Bewohner, Sprache, Religion und anderen Beziehungen unterscheiden. Man kann sie danach etwa einteilen in: a) Stadtstaaten: Athen, Sparta, Rom, Florenz, Venedig, Hamburg. Flächenstaaten: Deutschland, Frankreich. b) Kleinstaaten: Rumänien, Griechenland. Mittel stauten: Spanien, Türkei. Großmächte: Deutschland, Rußland, Frankreich. Nord- Amerika. e) Binnenstaaten: Schweiz, Serbien, Brandenburg bis 1648. Seestaaten: Großbritannien, Dänemark, Norwegen. Land- und Seestaaten: Deutschland,Frankreich,Italien. ä) zerteilte Staaten: Brandenburg-Preußen bis 1866, Österreich bis 1801. z usa mm enh äugende Staaten :Deutschesreich,Frank- reich. e) Ackerbaustaaten: das alte Rom, Sparta, Preußen bis ins 18. Jahrh.

10. Kleine Staatskunde - S. 15

1902 - Leipzig : Voigtländer
15 Industriestaaten: Belgien, England. Handels st aaten: Phönizien, Athen, Karthago, Venedig, Holland, England. f) einsprachige Staaten: Preußen, Frankreich. vielsprachige Staaten: Österreich, die Schweiz. 8) religiös einheitliche Staaten: Spanien, Frankreich, Schweden. religiös gespaltene Staaten: Deutsches Reich, Preußen. ll) Na t i o n a l sta at e n: das neue Deutsche Reich, Frankreich. Universal reiche: das römische Reich, das Reich Napo- leons I. i) geschlossene Staaten: Österreich,Schweiz,Spanien, Dänemark. Kolonial st aaten: England, Rußland, Frankreich, Deutsches Reich. Aus diesen Verschiedenheiten erklärt es sich, daß jeder Staat seine ihm eigentümlichen Ziele und Inter- essen verfolgt, gewissermaßen ein besonderes Leben führt, und daß er dabei mit den anderen in freundliche oder feindliche Be- ziehungen gerät. Solange z. B. Brandenburg ein Binnenstaat war, mußte es nach Besitz an der Meeresküste trachten, denn das Meer allein bietet eine natürliche Grenze und eröffnet die Teil- nahme am Welthandel. Solange Preußen aus mehreren Teilen bestand, mußte es nach Verbindung der einzelnen Teile streben, was endlich 1866 erreicht wurde; ebenso suchte Österreich vor 1801 öfters, sein Gebiet abzurunden. Handelsstaaten nehmen für den Handel geeignete Küstenpunkte in Besitz, Industrie- staaten suchen nach passenden Absatzgebieten. Ackerbaustaaten führen ihre Kriege meist mit ihren eigenen Bauern, Volksheeren, Handelsstaaten dagegen mit geworbenen Söldnern. Seestaaten bilden vor allem eine Seemacht aus, Binnenstaaten dagegen das Landheer; ein Staat wie das Deutsche Reich, mit ausgedehnten Landgrenzen und aus den Welthandel angewiesen, muß demnach Heer und Flotte nach Kräften ausbilden. Die nationale oder religiöse Spaltung suchten viele Staaten, da sie zahlreiche und schwere innere Kämpfe im Gefolge hat, mit Gewalt zu beseitigen. Staaten lediglich aus die nationale Zugehörigkeit zu be- gründen und jedem Volk einen selbständigen Staat zu schaffen (die nationale Idee), zeigt sich als ebenso unnatürlich und unmöglich, wie ein Weltreich zu errichten. Jeder Staat hat also seine eigenen Lebensbedingungen, denen er folgen muß. Natürlich treten in der Geschichte die erwähnten Arten der Staaten selten rein hervor, sondern
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